Drohnenklassen in Deutschland: Unterschiede, Regeln und Anwendung
In Deutschland werden Drohnen je nach Gewicht und Einsatzzweck in verschiedene Drohnenklassen eingeteilt. Die wichtigsten Unterschiede der Drohnenklassen liegen in Gewichtsbeschränkungen und den daraus resultierenden Regeln: Kleine Drohnen wie eine DJI Mini 2 (249 g) fallen in die leichteste Klasse und dürfen nahezu überall fliegen, während größere Modelle wie eine DJI Mavic Air 2 (~570 g) strengeren Vorgaben unterliegen. Auch die offene Kategorie – Flüge mit geringem Risiko – spielt eine zentrale Rolle: Hier dürfen Freizeit-Piloten ohne Behördengenehmigung fliegen, sofern bestimmte Regeln eingehalten werden. Im folgenden Leitfaden werden alle Drohnenklassen (C0 bis C4), ihre Unterschiede, Regeln und Anwendung verständlich erklärt – inklusive Beispielen (DJI, Autel) und Praxistipps für deinen Drohnenflug in Deutschland.
Drohnenklassen erklärt: EU-Klassifizierung C0 bis C4 im Überblick
Seit 2021 gilt EU-weit ein Klassensystem für Drohnen. Jede Drohne erhält eine Klasse (C0, C1, C2, C3, C4), die meist auf dem Gerät oder der Verpackung vermerkt ist. Diese Drohnenklassen richten sich primär nach dem Abfluggewicht und bestimmten technischen Anforderungen der Drohne[1]. Neue Drohnenmodelle benötigen ab 2024 eine solche Klassifizierung – ältere Bestandsdrohnen ohne Klassenkennzeichnung dürfen aber weiterhin genutzt werden (mehr dazu später). Die folgende Tabelle zeigt die wichtigsten Unterschiede der Drohnenklassen in Bezug auf Gewicht, erlaubte Einsatz-Kategorien, benötigte Nachweise und Beispiele gängiger Modelle:
Drohnenklasse | Abfluggewicht | Erlaubte Kategorie | Drohnenführerschein? | Beispiel-Modelle |
C0 | < 250 g | Offen A1 (nahe an Menschen) | Nein – Versicherung & Registrierung pflicht[2] | z.B. DJI Mini 2, Autel Evo Nano |
C1 | < 900 g (oder < 80 J) | Offen A1 (nahe an Menschen) | Ja – kleiner Kenntnisnachweis A1/A3[3] | z.B. DJI Mavic Air 2, Autel Evo Lite |
C2 | < 4 kg | Offen A2 (mit Abstand) | Ja – A1/A3 + zusätzl. A2-Schein für A2-Kategorie[4] | z.B. DJI Phantom 4 Pro, Mavic 2 Pro |
C3 | < 25 kg | Offen A3 (weit weg von Menschen) | Ja – kleiner Kenntnisnachweis A1/A3[5] | z.B. DJI Matrice 300 (Profidrohne) |
C4 | < 25 kg (ohne Assistenz) | Offen A3 (weit weg von Menschen) | Ja – kleiner Kenntnisnachweis A1/A3[6] | z.B. FPV-Racer, Modellflugzeug |
Hinweis: Versicherung (Haftpflicht) und Registrierung beim Luftfahrtbundesamt sind in Deutschland für alle Drohnen Pflicht – unabhängig von der Klasse[7]. Die obige Spalte „Drohnenführerschein?“ bezieht sich auf den EU-Kompetenznachweis (A1/A3) bzw. das Fernpiloten-Zeugnis (A2), die je nach Klasse erforderlich sind. Außerdem gilt generell eine Flughöhe von max. 120 Meter über Grund und die Sichtflug-Regel (VLOS) für den Betrieb in der offenen Kategorie.
Offene Kategorie Drohnen: Unterkategorien A1, A2, A3 und Regeln
Die meisten Freizeit-Piloten bewegen sich in der Offenen Kategorie. Diese umfasst risikoarme Flüge im Sichtbereich, die ohne spezielle behördliche Genehmigung durchgeführt werden können[8][9]. „Offen“ bedeutet: Solange du bestimmte Auflagen erfüllst (z.B. Gewicht unter 25 kg, Abstand zu Menschen, kein gefährlicher Transport), darfst du ohne vorherige Erlaubnis fliegen[10]. Die offene Kategorie ist in drei Unterkategorien unterteilt, die festlegen, wie nah du mit deiner Drohne Menschen kommen darfst und welche Drohnenklassen jeweils erlaubt sind:
- A1 (nahe an Menschen): Flüge in der Nähe unbeteiligter Personen sind gestattet, aber nicht direkt über Menschenansammlungen. Erlaubt sind nur sehr leichte Drohnen Klasse C0 oder C1. Du benötigst mindestens den EU-Kompetenznachweis A1/A3 (den „kleinen Drohnenführerschein“)[11], außer bei Drohnen <250 g ohne Kamera. Beispiel: Eine DJI Mini 2 (C0) oder Mavic Air (C1) darf in Wohngebieten fast überall fliegen, solange niemand gefährdet wird.
- A2 (mit Sicherheitsabstand): Flüge in geringer Entfernung zu Menschen sind erlaubt, jedoch muss ein horizontaler Mindestabstand von 30 m eingehalten werden (bzw. 5 m im langsamen Modus)[12]. Diese Kategorie ist vorgesehen für Drohnen der Klasse C2 (bis 4 kg). Hierfür ist das EU-Fernpilotenzeugnis A2 erforderlich (oft „großer Drohnenführerschein“ genannt). Beispiel: Ein DJI Phantom 4 (≈1,4 kg, C2) darf mit A2-Schein auch näher an Menschen betrieben werden, sofern der Abstand ≥ 30 m bleibt.
- A3 (weit weg von Menschen): Flüge fernab von unbeteiligter Personen und Wohngebieten. Erlaubt sind Drohnen bis 25 kg (Klasse C2, C3, C4 sowie alle Bestandsdrohnen >250 g). Kein Überflug von Personen oder besiedeltem Gebiet. Erforderlich ist mindestens der Kompetenznachweis A1/A3[13]. In Deutschland gilt zudem ein seitlicher Mindestabstand von 150 m zu Wohn-, Gewerbe- und Erholungsgebieten für Flüge in A3[14]. Beispiel: Eine schwere Profi-Drohne wie die DJI Matrice oder ein selbstgebauter Copter (>4 kg) darf nur auf abgesperrtem Gelände oder weit außerhalb von Städten geflogen werden.
Spezielle und Zertifizierte Kategorie: Wenn ein geplanter Drohnenflug nicht die Bedingungen der offenen Kategorie erfüllt – etwa Flüge außerhalb der Sichtweite, über Menschenmengen oder mit sehr schweren Drohnen – fällt er in die spezielle Kategorie. In der speziellen Kategorie sind die Auflagen höher: Man benötigt in der Regel eine Genehmigung der Behörde (LBA), entweder über definierte Standardszenarien oder eine konkrete Betriebsbewilligung[15]. Noch darüber hinaus gibt es die zertifizierte Kategorie für sehr riskante oder großangelegte Einsätze (z.B. Transport von Personen oder Lasten mit großen Drohnen), die ähnlich streng wie bemannte Luftfahrt geregelt sind. Für Freizeit- und die meisten gewerblichen Piloten reicht jedoch die offene Kategorie, ggf. mit dem passenden Drohnenführerschein, völlig aus.
Anwendung in der Praxis: Welche Drohnenklasse passt zu dir?
Bei der Auswahl einer Drohne und der Planung deines Fluges solltest du die Drohnenklassen und Kategorien im Hinterkopf behalten. Je nach Zweck und Vorkenntnissen empfehlen sich unterschiedliche Klassen:
- Einsteiger & Hobby-Piloten: Wenn du neu dabei bist oder hauptsächlich zum Spaß bzw. für private Foto-/Videoaufnahmen fliegst, sind kleine Drohnen der Klassen C0 oder C1 ideal. Modelle wie die DJI Mini 2 (C0) oder Autel Evo Nano (C0) unter 250 g sind einfach zu fliegen und erfordern keinen Drohnenführerschein[16] – du musst dich nur registrieren und versichern. Etwas größere Kameradrohnen wie eine DJI Mavic Air 2 (knapp 600 g, C1) bieten mehr Leistung, erfordern aber den kleinen Kenntnisnachweis (A1/A3). Beide Klassen erlauben Flüge in Wohngebieten (Kategorie A1), solange du verantwortungsvoll handelst.
- Fortgeschrittene & Semi-Profis: Willst du höherwertige Aufnahmen machen oder professionell arbeiten, kommst du ggf. in Klasse C2 (bis 4 kg). Beispiele sind die DJI Phantom 4 Pro oder Autel Evo II. Diese bieten bessere Kameras und Stabilität, dürfen aber nicht einfach überall nah bei Menschen eingesetzt werden. Ohne zusätzlichen Schein darfst du solche Drohnen nur in Kategorie A3 fliegen (also weitab von Leuten)[17]. Mit dem A2-Fernpilotenzeugnis hingegen darfst du auch in bewohnten Gebieten operieren, solange du 30 m Abstand hältst. Plane also den Drohnenführerschein A2 ein, wenn du das volle Potenzial einer C2-Drohne nutzen möchtest.
- Profis & spezielle Anwendungen: Für Industrie, Inspektionen oder Filmproduktion werden oft größere Drohnensysteme eingesetzt – z.B. eine DJI Inspire 2 (rund 3 kg, ggf. C3) oder die modulare DJI Matrice 300 RTK (>6 kg, C3/C4-Bereich). Diese Drohnen fallen in die hohen Klassen und dürfen nur in Kategorie A3 betrieben werden[18], d.h. mit großem Sicherheitsabstand zu Personen. Hier ist der „kleine“ Drohnenführerschein A1/A3 Pflicht, oft kombiniert mit spezifischen Aufstiegserlaubnissen oder gar einem Szenario in der speziellen Kategorie, je nach Einsatz. Überlege gut, ob dein Vorhaben wirklich eine so große Drohne erfordert – häufig leisten kompaktere Modelle in C0–C2 bereits sehr viel.
Zusammengefasst: Klein anfangen lohnt sich. Viele Drohnen-Piloten in Deutschland entscheiden sich anfangs für eine Drohne < 250 g, um ohne Aufwand loszulegen. Mit steigenden Ambitionen kannst du dann die nötigen Kenntnisnachweise (A1/A3 oder A2) erwerben und in größere Drohnenklassen wechseln. So bleibst du stets innerhalb der Regeln und holst das Maximum aus deinem Drohnen-Hobby oder Geschäft heraus.
FAQ: Häufige Fragen zu Drohnenklassen
Benötige ich einen Drohnenführerschein für Drohnen unter 250 g?
Nein. In der EU (und Deutschland) sind Drohnen unter 250 g Startmasse von der Führerscheinpflicht ausgenommen[19]. Du darfst solche Copter (Klasse C0) ohne Kenntnisnachweis fliegen – selbst in Kategorie A1 (nahe bei Menschen). Wichtig: Eine Registrierung beim LBA als Betreiber sowie eine Drohnen-Haftpflichtversicherung sind trotzdem vorgeschrieben[20]. Und natürlich musst du auch mit leichten Drohnen verantwortungsvoll fliegen (kein Überflug von Menschenansammlungen, etc.).
Was gilt für Drohnen ohne C-Klassifizierung (Bestandsdrohnen)?
Ältere Drohnen ohne C-Label – also Modelle, die vor 2024 auf den Markt kamen – dürfen weiterhin genutzt werden, fallen aber in feste Kategorien: Unter 250 g gelten sie wie C0 und dürfen dauerhaft in Kategorie A1 betrieben werden (kein Führerschein nötig)[21][22]. Alle schwereren Bestandsdrohnen (>250 g) dürfen seit 2024 nur noch in Kategorie A3 geflogen werden[23][24]. Das heißt, du musst weit weg von unbeteiligten Menschen fliegen (Mindestabstand ~150 m zu Wohngebieten) und mindestens den „kleinen“ Drohnenführerschein A1/A3 besitzen[25]. Durch diese Regeln sollen ältere Drohnen ohne moderne Klassifizierung sicher betrieben werden. Tipp: Überlege langfristig auf ein neues Modell mit C-Kennzeichnung umzusteigen, falls du flexibler fliegen möchtest.
Was ist der Unterschied zwischen der offenen und der speziellen Kategorie?
Der Unterschied liegt im Risiko und in der Genehmigung: In der offenen Kategorie darfst du ohne behördliche Erlaubnis fliegen, solange du die Standardregeln (Gewicht, Sichtweite, Abstand etc.) einhältst[26]. Sie deckt alle typischen Freizeit- und leichte Gewerbeflüge ab – unterteilt in A1/A2/A3 je nach Abstand zu Menschen. Die spezielle Kategorie greift dagegen, wenn dein Flugvorhaben riskanter ist oder nicht den Open-Regeln entspricht (z.B. außerhalb der Sichtweite oder über Menschenmengen)[27]. Dann musst du vorab eine Genehmigung von der Luftfahrtbehörde einholen, oft verbunden mit Auflagen oder einem spezifischen Flugplan. Kurz gesagt: Offen = einfacher, eigenverantwortlich; Speziell = aufwendiger mit Behördenauflagen. Die meisten Hobby-Piloten bleiben in „offen“, während „speziell“ vor allem für professionelle Sonderfälle genutzt wird.